Zweite Verhandlung – Mehr sind wir also nicht wert?!

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Am 24.03.2025 hat die zweite Verhandlungsrunde der Entgelttarifverhandlungen für die TÜV Rheinland Kraftfahrt GmbH und die TÜV Saarland Automobil GmbH stattgefunden.

War die erste Verhandlungsrunde am 18.02.2025 noch von einem konstruktiven Klima geprägt, kann davon nicht mehr die Rede sein. Wir haben ein „Angebot“ erhalten, dass einem Schlag ins Gesicht gleichkommt.

Was bieten die Arbeitgeber an?

Entgelt:

Für eine Laufzeit von 24 Monaten werden zwei Erhöhungsschritte mit jeweils 2 Prozent angeboten. Also 2 Prozent zum 01.07.2025 sowie nochmals 2 Prozent zum 01.07.2026. Bei einer derzeit prognostizierten Inflation von mindestens 2,3 Prozent bedeutet schon der erste Schritt Reallohnverlust. Gleichzeitig befinden wir uns immer noch am Ende einer Hochinflationsphase, in der die Inflationsrate selbst wieder niedrig ist, die Preise aber weiterhin zu hoch sind. Im Übrigen bedeutet eine Erhöhung zum 01.07.2025, dass wir bereits jetzt 3 Nullmonate (April-Juni 2025) ohne Lohnsteigerung hinnehmen müssten. Einen weiteren Kaufkraftverlust in dieser Form können wir so nicht akzeptieren. Wir bleiben daher bei unserer Forderung von 9 Prozent und mindestens 375 Euro.

Urlaubsgeld und Jahressonderzahlung:

Die Arbeitgeberseite möchte das Urlaubsgeld von 256 Euro auf 400 Euro erhöhen. Angesichts der Urlaubsentgelte, die in anderen TÜV-Gesellschaften und anderen Unternehmen in unserer Branche gezahlt werden, sehen wir hier definitiv noch Spielraum für weitere Verbesserungen. Wir erwarten eine substanzielle Verbesserung beim Urlaubsgeld und nicht die Politik der kleinen Schritte.
Für die Jahressonderzahlung wurde uns kein Angebot unterbreitet. Es wurde darauf verwiesen, dass die Sonderzahlung schon dynamisiert ist und an den Tarifsteigerungen partizipiert. Bei Angeboten im 2 Prozent Bereich kann auch hier nicht von einer substanziellen Verbesserung gesprochen werden. Eine vertane Chance eure wichtige Arbeit nochmal besonders zu honorieren und auf dem Arbeitsmarkt mit einer attraktiven Jahressonderzahlung herauszustechen.

Reform des Tarifvertrags Leistung / der Leistungsstufe:

Die Arbeitgeber schlagen eine Veränderung im Bereich der Leistungsstufe vor. Der Tarifvertrag sieht bislang vor, dass Beschäftigte nach mehreren Beurteilungszeiträumen (in der Regel nach 4 Jahren) in die Leistungsstufe ihrer jeweiligen Entgeltgruppe vorrücken können. Das zugrundeliegende Beurteilungssystem soll nun ersatzlos wegfallen und die Leistungsstufe soll automatisch nach 4 Jahren in der Grundstufe gewährt werden. Das klingt erstmal gut. Als Tarifkommission haben wir aber noch einige Fragezeichen, was diese Veränderung betrifft. Das gilt insbesondere deshalb, weil der Tarifvertrag einen verbindlichen Anspruch auf ein entsprechendes Mitarbeitergespräch und der Entwicklung von beruflichen Perspektiven sicherstellt.

Reform des Tarifvertrags «Erfahrungszuschlag»:

Hier ist uns die Arbeitgeberseite nur teilweise entgegengekommen. Die bisherige Verrechnung des Erfahrungszuschlags
(5 Prozent der Grundstufe nach 12 Jahren Betriebszugehörigkeit) mit außertariflich gezahlten Zulagen soll entfallen. Das ist ein begrüßenswerter Schritt. Gleichzeitig stellt sich hier für uns die Frage zu welchem Stichtag die Verrechnung beendet werden soll. Darüber hinaus werden kürzere Betriebszugehörigkeiten – wie von uns angedacht – nicht  weiter honoriert. Auch hier eine vertane Chance Kolleginnen und Kollegen durch Wertschätzung an den TÜV zu binden.

Mitgliedervorteilsregel:

Eine Vorteilsregel für ver.di-Mitglieder wird grundsätzlich abgelehnt. Hier haben wir kein Verständnis. Die ver.di-Mitglieder ermöglichen durch ihren Beitrag und ihr Engagement die Funktion des Tarifsystems beim TÜV Rheinland. Das muss honoriert werden. Es bleibt daher bei unserer Forderung nach der Übernahme der Kosten für das Deutschlandticket und einer wertgleichen Alternative für Kolleginnen und Kollegen ohne ausgebauten ÖPNV.

Modul Fahrerlaubnis:

Die Arbeitgeberseite möchte Gespräche über die Einführung einer variablen Vergütung im Bereich Fahrerlaubnis führen. Bislang wurde uns hierzu weder ein Modell noch ein angedachtes finanzielles Volumen vorgestellt (Informationen hierzu sollen zeitnah folgen). Wir sagen klar, weitere variable Vergütungsmodelle stehen bei uns nicht ganz oben auf der Prioritätenliste. Sie stehen, nach unserer Beschäftigtenbefragung, auch bei euch derzeit nicht hoch im Kurs. Sofern sich die Gespräche zu diesem Modul konkretisieren sollten, planen wir mit allen betroffenen Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld ins Gespräch zu kommen.

Wie geht es weiter?

Angesichts dieses «Angebots» gilt es jetzt sich zu organisieren und der Arbeitgeberseite klarzumachen, dass wir keine Billigabschlüsse mitmachen werden. Also jetzt Gewerkschaftsmitglied werden und der Tarifkommission im Rahmen unserer Forderungspetition den Rücken für die dritte Verhandlungsrunde am 28.04.25 stärken.

Wir brauchen für den weiteren Verhandlungsverlauf unbedingt euere Unterstützung und zählen auf euch.

Eure ver.di-Tarifkommission